„Der Bergdoktor“ gehört zu den erfolgreichsten Serien im ZDF. Seit 2008 verfolgen zwischen sechs und sieben Millionen Zuschauer die Geschichten um Dr. Martin Gruber (Hans Sigl) und seine Familie am Bildschirm. Am 2. Januar (20.15 Uhr) startet die 18. Staffel. Unser Reporter Thomas Krause sprach mit Hauptdarsteller Hans Sigl über das Erfolgsgeheimnis des Bergdoktors, die Faszination der Berge und seine Rolle des Lebens.
Ich muss mich erst einmal bei Ihnen bedanken: Der Bergdoktor hat in mir eine große Liebe zu den Bergen geweckt.
Na, bitte. Ja, so schnell geht es manchmal.
Mittlerweile war ich selbst ein paar Mal am Bergdoktorhaus in Ellmau. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen, auch junge, zum Drehort pilgern. Wie nehmen Sie das wahr?
Es ist eine große Ehre, dass diese Menschen uns besuchen, so viel Energie reinstecken und auch Geld investieren, um uns zu sehen. Mittlerweile ist das aber auch ein Sicherheitsfaktor, den wir beachten müssen, wenn an der Praxis zwischen 300 und 400 Menschen stehen. Das haben wir mittlerweile aber gut abfedern können. Grundsätzlich ist da aber vor allem große Freude, dass uns so viele Menschen sehen wollen.
Den Bergdoktor gibt es seit 2008, die Serie ist im ZDF ein Quotenhit. Was macht die Serie so erfolgreich?
Ich glaube, weil das Publikum das Format gelernt hat. Einen empathischen Doktor, der seinen Patienten Gutes tun will, dazu die Familie im Hintergrund und das vor der wunderschönen Kulisse des Wilden Kaisers. Die Menschen wissen, dass immer zum Jahresbeginn der Bergdoktor kommt, sie lassen ihn dann sozusagen in ihr Wohnzimmer. Es ist, als wenn die Menschen donnerstags zum Lagerfeuer kommen. Wir haben in den letzten fünf Jahren vor allem den Anteil des jüngeren Publikums verdoppeln können. Es gibt mittlerweile Leute, die durch den Bergdoktor inspiriert wurden, Medizin zu studieren. Da haben wir schon die verrücktesten Dinge erlebt.
Ob die 15-jährige Emma oder die 70-jährige Hannelore, der Frauenanteil an der Serie soll besonders hoch sein.
Es ist wohl so, dass wir einen ganz großen weiblichen Anteil haben. Aber in den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl freiwillig hinzugekommener Männer stark gestiegen. Das erlebe ich bei Veranstaltungen und Lesungen, die ich mache. Ich frage da im Spaß immer die Männer, wer schaut freiwillig den Bergdoktor. Viele melden sich dann. Früher haben vor allem die Männer ihre Frauen vor der Bergdoktorpraxis in Ellmau fotografiert, heute ist das oft andersherum. Es hat ein bisschen gedauert, aber inzwischen haben die Männer gemerkt, dass der Bergdoktor doch ein cooler Typ ist und mögen ihn ganz gern.
Es gibt Kritiker, die sagen, der Bergdoktor zeige zu viel heile Welt, die es gar nicht gibt. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?
Zugegeben, zum Anfang waren die Geschichten schon etwas verkürzt dargestellt, aber das war dem 45-Minuten-Format geschuldet. Wenn man einem Konflikt nicht genug Zeit gibt, erzählt zu werden, wirkt das schon mal plakativ oder holzschnittartig. So kannte man den Heimatfilm damals. Da wir aber ab der fünften Staffel auf 90 Minuten umgestellt haben, hatten wir einfach mehr Zeit für die Geschichten. Grundsätzlich ist es aber so, dass der Bergdoktor eine Feel-Good-Serie am Donnerstagabend ist.
Ist die Rolle des Bergdoktors die Rolle Ihres Lebens?
Das weiß ich nicht, ob das so ist, weil ich nicht weiß, was da noch alles kommt. Ich sage es mal so. Der Bergdoktor wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Rolle sein, die ich am längsten gespielt habe. Wenn ich mein Alter sehe, ist es unwahrscheinlich, dass ich so eine Rolle noch einmal über 20 Jahre spielen werde. Insofern könnte es schon die Rolle meines Lebens sein.
Ich habe gelesen, dass es Schauspieler-Kollegen gab oder gibt, die Sie wegen der Bergdoktor-Rolle belächelt haben. Wenn man sieht, wer mittlerweile in Gastrollen zu sehen ist, hat sich das offenbar geändert.
Wir hatten zum Anfang sicher Startschwierigkeiten, das hatte mit dem 45-Minuten-Format zu tun. Den Bergdoktor kannten viele noch aus den 90er-Jahren bei Sat 1, da war es Heimatfilm. Das war auch noch eine andere Zeit im Fernsehen. Aber da hat sich wirklich was verändert, es brauchte eben seine Zeit. Jetzt ist der Bergdoktor für viele Kollegen cool und gern spielbar. Natürlich gibt es immer noch Kollegen, für die das Serien-Format nichts ist. Damit kann ich leben. Ich hatte mit Serien nie Berührungsängste.
Die Serie vermittelt den Eindruck, dass das Leben in den Bergen trotz aller Dramen am Ende doch ein schöneres ist. Sie kommen aus Österreich, ist das so?
Klar tickt der Berliner anders als der Österreicher. Das ist ja ganz klar. Dass das Leben in der Natur, und Österreich besteht aus viel Landschaft, anders ist, das kann ich schon unterschreiben. Ich erlebe das bei den Episoden, wenn Gastschauspieler aus Berlin oder Hamburg hier ankommen, dann sagen die gleich, ihr habt es aber schön hier. Ich sage dann immer, wartet doch erstmal zwei Tage ab. Und dann merkst du wirklich, dass sie anders drauf sind, zur Ruhe kommen. Die Berge machen schon was mit den Kollegen.
Am 2. Januar startet die 18. Staffel. Worauf dürfen sich die Fernsehzuschauer freuen?
Es gibt natürlich wieder spannende Geschichten. Das kann ich schon mal sagen. Familiär wird sich einiges tun, nicht so schönes, aber auch schönes. Und das in einer Tonalität, die wir das erste Mal in 18 Jahren gespielt haben.
Wie lange dauerte der Dreh einer Bergdoktor-Staffel?
Wir fangen im April an, drehen bis Anfang August und machen dann eine dreiwöchige Sommerpause. Danach geht es bis Anfang Dezember weiter. Gedreht wird fünf Tage die Woche, manchmal auch sechs, 13 Stunden täglich. Wir haben für 90 Minuten 16 Drehtage, was sehr wenig ist. Aber wir haben es gelernt, das in dieser Zeit hinzukriegen.
Es ist doch sicherlich ein Klischee, dass Schauspieler-Doktoren auch im normalen Leben um medizinischen Rat gefragt werden. Oder ist Ihnen das schon passiert?
Das war mal kein Klischee, in den 80er-Jahren soll das schon mal vorgekommen sein. Ab und an werde ich tatsächlich gefragt, ob ich Arzt bin. Aber das Gros der Menschen hat verstanden, dass ich Schauspieler bin. Nach 18 Jahren kann ich aber mit der einen oder anderen Krankheit natürlich mehr anfangen als davor. Das ist schon so.
In einem Interview vor zehn Jahren sagten Sie mal, dass irgendwann der Tag kommen wird, an dem Sie anrufen und sagen werden, ich höre auf. Ist dieser Tag schon irgendwo zu sehen?
Nein, ganz und gar nicht. Wir werden im nächsten Jahr die 19. Staffel drehen und um die 20. mache ich mir auch keine Sorgen. Aber vielleicht ruft auch irgendwann das ZDF an und meint, wir müssen mal reden. Beim Kaiserschmarrn sagen sie mir dann vielleicht, es ist genug. Aber das ist derzeit noch alles weit weg.
Dieses Gespräch erscheint am 28. Dezember in der Zeitung. Vielleicht wollen Sie unseren Lesern, auch hier auf der Web-Site, etwas mit auf den Weg geben für das neue Jahr?
Liebe Leserinnen und Leser, bleiben Sie gelassen und vor allem gesund. Halten Sie sich aber fern von guten Vorsätzen, das stresst Sie nur unnötig. Setzen Sie sich lieber Ziele und verfolgen die dann mit großer Freude.